Alleinflug (Jahreszeitentrilogie)

3 views

Lyrics

Ich kann mich noch an jenem Vormittag seh'n
 In der Frühsommersonne am Hangartor steh'n
 Nach dem Hochdecker schielen, der mir gut bekannt
 In der Brise, leis knarrend, am Vorfeldrand stand
 Und dann höre ich sagen, es sei wohl soweit
 Und ich rein in die Kiste, verlier keine Zeit
 Auf dem Rollweg durchs Gras, das sich im Luftstrom wiegt
 In die Bahn, die in flimmerndem Licht vor mir liegt
 Der Wind in den Streben, ein Rütteln, ein Beben
 Dann endlich abheben, mit einem Mal schweben
 Ein Blick auf die Spielzeugwelt unten voraus
 Über mir nur die Tiefe des endlosen Blaus
 Und eindreh'n und neigen, ausrollen und steigen
 In rauschendem Reigen, in sprachlosem Schweigen
 Sich winzig zu wissen und zugleich so groß
 Erhaben und glücklich und schwerelos
 Einen Gedanken lang, einen Augenblick bloß
 Ich kam mir beim Abstellen vorm Hangartor
 Wie Lindbergh nach seinem Atlantikflug vor
 Ich kam seitdem von mancher Reise nach Haus
 Aber so stolz wie damals stieg ich nie wieder aus
 Ich kenn Himmelhunde zu Haus in der Luft
 Sowas von abgebrüht, sowas von ausgebufft
 Aber keinem, selbst wenn er die Umlaufbahn fliegt
 Der zurück denkt und nicht doch glänzende Augen kriegt
 Der Wind in den Streben, ein Rütteln, ein Beben
 Dann endlich abheben, mit einem Mal schweben
 Ein Blick auf die Spielzeugwelt unten voraus
 Über mir nur die Tiefe des endlosen Blaus
 Und eindreh'n und neigen, ausrollen und steigen
 In rauschendem Reigen, in sprachlosem Schweigen
 Sich winzig zu wissen und zugleich so groß
 Erhaben und glücklich und schwerelos
 Einen Gedanken lang, einen Augenblick bloß
 Seit dem Tag hab ich wohl manche Ölspur gelegt
 Ist mir manch kalte Bö um die Nase gefegt
 Hab ich grimmig manche Wetterkarte zerpflückt
 Mich in muffigen Flugplatz-Cafés rumgedrückt
 Und doch muss ich nach jedem Kondensstreifen seh'n
 Mich nach allen Motorengeräuschen umdreh'n
 Und bei jedem Start kribbelt es, doch ganz egal
 Zum wievielten Mal noch wie beim ersten Mal
 Der Wind in den Streben, ein Rütteln, ein Beben
 Dann endlich abheben, mit einem Mal schweben
 Ein Blick auf die Spielzeugwelt unten voraus
 Über mir nur die Tiefe des endlosen Blaus
 Und eindreh'n und neigen, ausrollen und steigen
 In rauschendem Reigen, in sprachlosem Schweigen
 Sich winzig zu wissen und zugleich so groß
 Erhaben und glücklich und schwerelos
 Einen Gedanken lang, einen Augenblick bloß
 

Audio Features

Song Details

Duration
04:23
Key
2
Tempo
82 BPM

Share

More Songs by Reinhard Mey

Albums by Reinhard Mey

Similar Songs